Wie sieht ein idealer Kursraum aus, dass die Teilnehmer sich wohlfühlen? In folgendem Gastartikel Kursräume menschengerecht gestalten von Interior Designerin, Baubiologin und Kommunikations-Spezialistin Sabine Rottschy gibt es Tipps zur Gestaltung einer angenehmen Kursraumatmosphäre:

Dein Kursraum ist Deine Visitenkarte, ebenso wie Du es bist und Deine Kursinhalte es sind. Ist das Gesamtbild stimmig, trägt es deutlich zu Deinem Unternehmenserfolg bei. Wie wäre es, heute Deinen Kursraum mal unter diesen Gesichtspunkten genauer zu betrachten? Ich weiß selbst, dass man in den eigenen Räumen schnell betriebsblind wird. Schließlich sind die Räume täglich um uns herum und als „normal“ abgespeichert.

Nach welchen Kriterien hast Du deinen Kursraum ausgesucht?

Dein Kursraum musste einige von Dir gesetzten Kriterien erfüllen, sonst hättest Du ihn nicht gemietet oder gekauft, stimmts? Mir fallen spontan Größe und Raumaufteilung ein, ebenso wie die Lage der Immobilie. Umkleidemöglichkeiten und sanitäre Anlagen mussten vorhanden sein und eine Zulassung für gewerbliche Nutzung. Nur: machen diese Kriterien den Raum schon zu Deiner Visitenkarte?

Wahrscheinlich nicht. Diese Dinge sind wichtig für Dich, aber sehen Deine Kundinnen und Kunden sie? Oder ist für sie die optische Erscheinung wichtiger? Die optische Erscheinung des Raums macht einen Teil der Visitenkarten-Funktion aus. Unter der Optik liegt eine fühlbare Ebene, die ebenfalls bei Deinen Teilnehmern ankommt, wenn auch unbewusst.

Wohlfühlen im Kursraum

Und um diese fühlbare Ebene geht es mir heute. Wohlfühlen beginnt in einem Raum immer dann, wenn die physiologischen Grundbedürfnisse des Menschen bedient werden. Ich spreche in diesem Zusammenhang gern von „artgerechter Menschenhaltung“, was leichter verständlich ist als das Stichwort „humanökologische Raumgestaltung“.

Zum Verstehen des Konzepts ist folgendes Grundlagenwissen wichtig: Menschen kommen „von draußen“, also aus der Natur, und halten sich erst seit der Industrialisierung vermehrt in geschlossenen Räumen auf. Gemessen an der Menschheitsgeschichte ist das ein sehr kurzer Zeitraum.

Naturgesetze

Schaust Du Dich draußen um, wirst Du folgende Gesetzmäßigkeiten erkennen:

  • Am Boden herrschen dunklere Farbtöne vor als weiter oben
  • Alle großen Dinge in der Natur sind in sich kleinteilig strukturiert. Schau Dir einen Baum an oder einen Stein. Du wirst nie eine große einfarbige Fläche sehen, sondern immer kleine Einheiten, die die große Einheit bilden. Ich bezeichne das als Binnenstrukturen.
  • Das Tageslicht setzt sich aus verschiedenen Einzelfarbtönen zusammen. Das wird sichtbar, wenn Du einen Regebogen anschaust. Von oben nach unten siehst Du rot, orange, gelb, grün, blau und violett.
  • Das Tageslicht flackert nicht.
  • Du wirst nur wenige reinweiße Flächen erkennen. Selbst Schnee oder ein weißer Sandstrand sind in sich unterschiedlich farbig.

Was bedeuten diese Beobachtungen nun für die Gestaltung Deiner Kursräume? Wohlfühlen in Räumen passiert immer dann, wenn möglichst viele dieser Gesetzmäßigkeiten in der Gestaltung wieder auftauchen.

Farbgestaltung im Kursraum

Für die Umsetzung heißt das:

  • Jeder Farbton des Regenbogens muss während einer Kursstunde einmal erlebbar sein. Das meint nicht, dass Dein Kursraum bunt wie ein Zirkus sein muss. Mach Dir einen Spaß daraus und bring alle sechs Farbtöne in kleinen Mengen im Raum unter. Vergiss Umkleidebereich und sanitäre Anlagen nicht.
  • Vermeide reinweiß gestrichene Wände und verwende stattdessen ein ganz helles farbiges grau. Farbiges grau meint ein Gemisch aus allen sechs Farben des Regenbogens (erinnerst Du Dich an den Wassertopf beim Wasserfarbe-Malen? Das Gemisch war matschbraun, weil alle Farbtöne mindestens einmal drin ausgewaschen wurden.) Eine Minimenge dieses Matschbraun in einem großen Eimer weißer Wandfarbe verschwindet optisch. Was nicht verschwindet, sind die Farbinformationen, die das Weiß verträglicher für den Körper macht und das volle Farbspektrum des Tageslichts in Deine Räume bringen
  • Verwende Materialien, die in sich strukturiert sind. Eine weitere Möglichkeit ist, Pflanzen in den Kursraum zu holen, da hast Du das Original.
  • Verwende Leuchtmittel, die eine Farblichtverteilung haben, die dem Tageslicht nachempfunden sind. Das ist nicht bei allen Leuchtmitteln der Fall, deswegen schau in die Produktinformationen.
  • Wähle die Farbverteilung im Raum so, dass der Boden dunkler ist als die Wände. Die Decke ist mit dem hellsten Farbton versehen. Fensterdeko sollte in der Helligkeit der Wandfarbe angepasst werden.

Gestaltung eines Kursraums auch mit kleinem Budget möglich

Viele der Gestaltungsvorschläge lassen sich mit gar keinem oder kleinem Budget umsetzen und bringen Deinen Teilnehmern eine stressfreie Übungsumgebung. Das steigert die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlfühlen im Raum. Kunden, die sich in Deinen Räumen wohlfühlen, bleiben länger Deine Kunden.